Einst Schulhaus und Seidenweberei ist der Rosenhof heute ein Wohn- und Geschäftshaus. Dazwischen wäre die Liegenschaft mehrmals beinahe abgerissen worden. Zum Glück nicht. Denn wir sind froh, dass wir seit 23 Jahren in diesem geschichtsträchtigen Gebäude im Herzen von Wädenswil arbeiten dürfen.
Dort, wo wir heute in die Tasten greifen, griffen Kinder und Lehrer früher zu Schiefertafel und Kreide. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert stand hier das erste Wädenswiler Schulhaus, ein schlichter Holzbau. Anfang des 19. Jahrhunderts herrschte Platzmangel, weshalb das Gebäude abgerissen und ein Neubau – der heutige Rosenhof – erstellt wurde.
1820 eingeweiht, fehlte es rund zehn Jahre später bereits wieder an Platz. Aus diesem Grund wurde das Eidmattschulhaus gebaut und das alte Schulhaus 1836 in einer Gant versteigert. Erstanden hat es eine Seidenfirma. Nach einem harzigen Start florierte die Seidenweberei schliesslich ab den 1840er-Jahren, nachdem August Gessner zur Firma dazu gestossen war. Zu dieser Zeit arbeiteten im Rosenhof um die 20 Seidenweberinnen und -weber sowie rund 50 Heimarbeiterinnen und -arbeiter. 1855 waren es bereits 90 vor Ort und über 700 zu Hause. Was wir heute Homeoffice nennen, ist also gar nicht so neu.
Vermacht und wieder gekauft
1849 übernahm August Gessner das Geschäft als alleiniger Besitzer und liess den Rosenhof in den 1850er-Jahren erhöhen und verbreitern sowie ein Treppenhaus anbauen. Da die Seidenweberei äusserst erfolgreich war, wurde der Rosenhof bald zu klein. Andere Gebäude kamen hinzu, später liess Sohn Emil Gessner die heutige „Alte Fabrik“ bauen und verlegte die mittlerweile mechanische Produktion dorthin. So viel bekannt ist, diente der Rosenhof fortan mehrheitlich als Wohnhaus.
Als August Gessner 1896 starb, erbte seine Tochter Emilie den Rosenhof, der dann auch zum ersten Mal als solcher bezeichnet wurde. 1936 vermachte sie das Gebäude der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde mit der Absicht, dass es zu einem Kirchgemeindehaus umgebaut werde. Bald zeigte sich allerdings, dass sich die Villa Rosenmatt dazu besser eignete. Daher kaufte die Familie Gessner den Rosenhof zwei Jahre später wieder zurück.
Rosenhof wird unter Schutz gestellt
1975 verkaufte die Familie Gessner die Liegenschaft der Stadt Wädenswil. Die Stadt plante zuerst, den Rosenhof abzubrechen und stattdessen ein Altersheim zu errichten. Später kam jedoch die Idee auf, auf dem zentral gelegenen Areal einen Gemeindesaal zu bauen. Die Abstimmung über den Kredit war bereits geplant, als sich 1989 Widerstand gegen das Projekt regte. Die kantonale Denkmalpflege-Kommission stellte in einem Gutachten fest, dass der Rosenhof «ein regionales Schutzobjekt von kultur-, wirtschafts- und architekturgeschichtlicher sowie ortsbaulicher Bedeutung» sei und deshalb nicht abgerissen werden dürfe. Die Stimmbevölkerung sagte schliesslich Nein zum Gemeindesaal und der Rosenhof wurde Anfang der 1990er-Jahre unter Schutz gestellt.
Einige Jahre später gab die Stadt Wädenswil die Liegenschaft im Baurecht an die Baugesellschaft Rosenhof ab. Diese sanierte das Gebäude komplett und verkaufte die Wohnungen und Gewerberäume 2001 im Stockwerkeigentum. Heute zählt der Rosenhof zu den sehenswertesten Gebäuden im Wädenswiler Ortskern.
Möchten Sie noch mehr über die bewegte Geschichte des Rosenhofs wissen? Lesen Sie den Beitrag des Wädenswiler Historikers Peter Ziegler aus dem Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2001.